Selten habe ich so viele entzückte Gesichter gesehen oder „ach, schön!“s gehört wie vor kurzem, als ich erzählt habe, dass wir über Silvester an die Nordsee fahren. Genauer gesagt, nach Zeeland an die holländische Nordseeküste. Klare frische Luft, weite leere Strände, das typische eisblaue Licht und überhaupt das Meer – schon der Gedanke daran reicht, um wohlige Seufzer zu produzieren.
Und dann Zeeland! Kennt ihr die Region im Südwesten von Holland? Für uns war es das erste Mal dort. Schon nach den ersten beiden Tagen war ich komplett verliebt. Mei, ist das schön da.
Meer, Strand und vor allem auch die Örtchen und die Landschaft hinter den Deichen haben uns begeistert. Die Gebäude und Wohnhäuser sind bis ins Detail herausgeputzt. Aber völlig kitschfrei. Allein schon die Haustüren – jede ist anders und fast jede ein Hingucker.
In Zeeland hast du Platz
Wir haben im Städtchen Domburg auf der Halbinsel Walcheren gewohnt. Für alle Zeeland-Neulinge: Die holländische Provinz Zeeland besteht aus mehreren Inseln und Halbinseln sowie einem Stück Festland an der Grenze zu Belgien. Die Halbinseln heißen Walcheren, Zuid-Beveland, Tholen, Sint Philipsland, die Inseln Noord-Beveland und Schouwen-Duiveland. Das Festland ist Zeeuws-Vlaanderen. Insgesamt leben knapp 400.000 Menschen in Zeeland.
Dass es den Menschen dort gut geht, ist offensichtlich. Ich habe lange nicht mehr so aufgeräumte, gepflegte und durchdacht gestaltete Orte, Straßen und Wege gesehen. Das Schöne dabei für jemanden wie mich, die aus einer dicht besiedelten engen Region Deutschlands kommt: In Zeeland hat man richtig Platz. Und alles ist flach, also Blickmöglichkeiten bis zum Horizont.
Kuschelig: Domburg
Das Örtchen Domburg liegt direkt am Meer. Ich weiß nicht, wie es im Sommer dort ist – sicher sehr voll. Jetzt im Winter habe ich mich gefühlt wie im Bilderbuch. Wir sind durch einige hübsche Straßen voller Lädchen und Restaurants gebummelt und ich habe etwa drei Millionen Türfotos gemacht.
Von der kleinen feinen Shoppingmeile sind es ein paar Meter bis zum breiten Nordseestrand. Das war mein absolutes Highlight: Ich habe wieder mal einfach nur geatmet und geschaut. Die Kiddis haben Muscheln gesammelt und alle waren glücklich. Ich liebe Strand und Meer im Sommer, klar. Aber inzwischen bin ich zum totalen Winterbeach-Fan geworden. Du kannst dich nur aufs Meer und die ganze Atmosphäre konzentrieren. Der Strand ist leer, es ist nicht zu heiß, man muss nicht auf unbequemen Matten herumliegen, niemanden eincremen und auch den Bauch nicht einziehen. Es ist einfach nur Meer, Luft und Licht.
Happy new year am Strand
Am Strand haben wir auch ins neue Jahr gefeiert. In Holland bleibt man traditionell am Silvesterabend zu Hause mit Freunden und Familie, aber um Mitternacht wird ein bisschen rumgeknallert. Wir sind mit den Kids zum Strand und haben Riesenwunderkerzen geschwenkt; glücklicherweise waren mehrere Grüppchen weitaus besser mit Raketen & Co. ausgestattet und so sind unsere Kinder doch noch zu ihrem ersehnten Feuerwerk gekommen. Dann noch ab nach Hause und Blei gießen (mich erwarten 2017 viele Veränderungen … HILFE, schon wieder?).
Unsere Unterkunft war übrigens der Roompot Park in Domburg. Dort haben wir einen extrem entspannten Neujahrstag verbracht mit Spazieren, Spielen und Schwimmen. Der Park ist super geeignet für ein paar Relax-Tage mit Kindern. Und einen eigenen Beitrag wert :-). Darüber also demnächst ausführlicher.
Ab Tag 2 dieses Jahres haben wir dann unsere Erkundungstouren aufgenommen. Die Highlights aus vier Sightseeing-Tagen Zeeland waren diese hier:
Spazierengehen in der Geschichte: Veere und Middelburg
Sagte ich schon, dass die Orte in Zeeland Zucker sind? Allen voran das historische Städtchen Veere. Die alte Hafenstadt steckt voller Geschichten. Wir sind extrem langsam vorangekommen, weil ich alle fünf Meter fotografieren musste.
Ein alter Wehrturm – hier wurde Till Eulenspiegel geschrieben –, Museen in spätgotischen Gebäuden, reich verzierte Bauwerke, ein Rathaus mit Renaissancetürmen und Glockenspiel, Wohnhäuser mit adretten Vorgärten oder wild gewachsenem Grün drumrum, ein kleiner Yachthafen, schnuckelige Geschäfte und ganz viel Kopfsteinpflaster.
Middelburg ist die Hauptstadt von Zeeland. Und entsprechend größer als Veere, mit einer klassischen Fußgängerzone voller bekannter Namen. Aber auch hier sind wir an unzähligen schönen Fassaden vorbeigelaufen, haben barocke Bauwerke und vor allem das alte Rathaus am Markt bewundert.
Ein paar Querstraßen weiter war dann Pause angesagt. Die Kids hatten definitiv genug Barock gesehen und das übliche Hungerdurstpipi. In einem Innenhof sind wir auf das nette kleine Restaurant Eetkamer Likkepot gestoßen. Pfannkuchen! Yummy!
Das fand ich übrigens auch toll an Zeeland: Man trifft oft auf diese Kombination aus historischen Gebäuden und modernem Design oder auch buntem Boho-Stil.
Volle Kraft gegen die Sturmflut: Die Deltawerke
Die Deltawerke sind wohl eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten in Holland. Riesige Pfeiler bilden riesige Dämme, die das Land vor Sturmfluten schützen. Gebaut wurden sie nach der Flutkatastrophe 1953, bei der im Süden des Landes fast 2.000 Menschen ums Leben kamen. In Zeeland steht das Oosterscheldesperrwerk, eine Art riesiges Schleusensystem, das auch nur bei Bedarf geschlossen wird.
Wir waren fast den ganzen Tag im Deltapark, der inzwischen hier entstanden ist. Der Park Neeltje Jans informiert ausführlich über die Flutkatastrophe und die Deltawerke. Neu ist eine 3D Animation, die die Sturmnacht von 1953 nachstellt. Wir haben uns mit beiden Kindern auch das angeschaut und müssen seitdem mindestens einmal am Tag über das Thema Überschwemmung mit unserem Sechsjährigen reden.
Weitere Attraktionen sind ein Aquarium mit Haien, ein Wal-Gebäude, eine Seelöwen- und eine Robben-Show. Außerdem gibt es einige Ausstellungen über die See und ihren Schutz.
Der Park ist gut gemacht, zeigt aber sicher im Sommer erst seinen ganzen Reiz mit Wasserspielplatz, Wasserrutschen und viel Platz zum Toben. Im Winter sind die Öffnungszeiten entsprechend auch eingeschränkt. Erkundigt euch am besten auf der Website, falls ihr vorhabt, dorthin zu fahren.
Gefallen hat uns die einstündige Schifffahrt durch die Oosterschelde. Das Boot fährt an den Deltawerk-Pfeilern vorbei aufs offene Meer und wieder zurück zum Park. Hier sieht man die Anlage etwas aus der Nähe und bekommt auch Erläuterungen dazu.
Nicht weit weg: Rotterdam, Den Haag, Antwerpen, Brügge …
Ein Vorteil von Zeeland für mich: Es sind so viele schöne Städte in der Nähe. Von Domburg aus sind zum Beispiel Rotterdam oder das belgische Brügge in ein bis zwei Stunden Autofahrt erreichbar. Wir waren einen Tag in Den Haag. Die beiden Stunden Fahrt durch eine meist schöne Küstenlandschaft lohnen sich definitiv. Von Den Haag und seinem Strandbad Scheveningen waren wir schlicht entzückt. So entzückt, dass ich darüber nochmal ausführlicher schreiben muss. Also: more to come, stay tuned.
Übrigens, mehr Citytrips gefällig? > Städtreisen mit Kindern
Natürlich: Das Meer. Der Strand. Das Licht.
Highlight Nummer eins war natürlich die Nordsee. Anfang Januar lagen die Temperaturen meistens um die 4 oder 5 Grad. Und es stürmte viel. Entsprechend maulig war vor allem unsere Drittklässlerin, wenn wir schon wieder an den Strand wollten. Kaum da, war die Kälte aber sofort vergessen vor lauter Muscheln, Kieseln und diesem spannenden Ebbe-Boden, in den man so schön langsam einsinkt. Toll fanden die Kids auch die gefrorene Gischt, die als kleine Eiswolken über die Strände flog. Kurz: Sie hatten fast so viel Spaß wie im Sommer.
Für mich gehört ein Trip ans Wintermeer jetzt fest ins jährliche Reiseprogramm. Auf den Geschmack gekommen sind wir im letzten Jahr, als es uns mangels Schnee spontan an die Ostsee verschlagen hatte. Auch diesmal fanden wir es extrem erholsam. Die Atmosphäre am Strand im Winter hat für mich fast schon einen meditativen Charakter.
Mehr haben wir in unsere sechs Tage deshalb auch gar nicht reingequetscht. Die Region hat aber gerade für Kinder einiges zu bieten, das wir auslassen mussten. Deshalb kommt hier noch eine Sightseeing-Liste, die mir freundlicherweise vom Zeeländischen Tourismusverband zur Verfügung gestellt worden ist.
- Mini Mundi: Ein Erlebnispark für Groß und Klein.
- Het Arsenaal: Abenteuer der Piraten- und Unterwasserwelt. Ich sag nur Piratenhöhle!
- Terra Maris Museum: Natur und Landschaft von Zeeland mit großem Seeaquarium,
- Ambachtscentrum Goes: Freilichtmuseum mit Mitmach-Aktivitäten für Kinder
- Berkenhof’s Tropical Zoo: Mehr als 50 verschiedene Tierarten, Dinosaurier-Expo, Fossilienmine und Dschungel.
- Seehundstation: A Seal Stellendam
- Glowgolf Middelburg: Minigolfbahn im Dschungelthema und Schwarzlicht.
- Faunapark Flakkee: 25.000 m2 Flora und Fauna.
- Five Star Farm: Lern- und Spielbauernhof in Zeeland.
- RTM-Tram & Museum Ouddorp: Die RTM verbindet mittels Kleinbahnen und Schiffen Rotterdam und die Inseln von Zeeland.
- Zeeuws Maritiem MuZEEum: Wasser, Arbeit, Ruhm und Abenteuer.
- Leuchttürme in Zeeland: Innerhalb Zeelands gibt es 5 Leuchttürme, die meisten davon können auch bestiegen werden.
- Wassertaxi Vlissingen: Das Wassertaxi befindet sich im Stadthafen von Vlissingen.
Ich bedanke mich an der Stelle beim Tourismusverband VVV Zeeland und beim Niederländischen Büro für Tourismus und Convention (www.holland.com) für die Unterstützung bei dieser Reise.
So – und jetzt ihr! Kennt ihr Zeeland? Was habt ihr dort erlebt? Und: Wie ist es denn dort im Sommer?
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Melanie Kemmerling
Fahren dieses Jahr zum ersten Mal im Winter ans Meer.
Freue mich schon sehr, habe nur etwas Angst vor der Kälte :-)
Wir fahren seit ein paar Jahren nach Zeeland.
Immer wieder gerne.
Waren in Westkapelle, in Domburg, in Vlissingen, Zoutelande und in Cadzand Bad.
Und früher oft in DeHaan ( Belgien )
Uns persönlich gefällt Domburg am Besten.
Hier kann man außer einem tollen Strand auch noch schön sitzen und einen Kaffee trinken, der kleine bekommt ein Eis. ( und man kann schön Leute gucken … das Leben an sich vorbei laufen lassen )
Und man kann in die tollen kleinen Geschäfte gehen.
In Domburg ist man nicht alleine im Sommer, das muß einem klar sein.
Wer etwas ruhiger wohnen möchte da ist Westkapelle besser.
Da ist der Strand im Vordergrund.
Auf der Halbinsel ist aber alles so nahe zusammen, das man mit dem Auto auch sehr schnell in den anderen Orten ist. ( Sportliche natürlich auch mit dem Rad )
Im Sommer immer wieder gerne.
Wir sind in 3 Stunde da. Von daher optimal für uns.
Bin jetzt gespannt ob es uns auch im Winter gefällt.
Fahren über Silvester nach Breskens.
Neuer Ort, andere Jahreszeit…. bin sehr gespannt.
Aber nach deinem Beitrag freue ich mich schon sehr ( sind gerade mal 1 1/2 Wochen zu Hause und mir fehlt das Meer schon wieder :-( … )
LG
Melanie
Stefanie
Liebe Melanie, danke dir für deinen schönen Kommentar! Wir fanden Domburg auch ganz toll, allerdings habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, weil wir das erste Mal in Holland waren. Gerade die Winter-Atmosphäre haben wir sehr genossen. Ich würde total gern wieder hin, vielleicht klappt es auch diesen Winter schon. Ich berichte :-)) LG Stefanie
Viermal Fernweh
Nach dem Lesen rieche ich fast die salzige Seeluft. Wunderschön, das kommt auf meine Da-will-ich-hin-Liste. Ich liebe das Meer ja auch zu jeder Jahreszeit. Danke für den tollen Tipp. Liebe Grüße, Ines